Eine Kopfbewegung des Königs sandte die beiden Hünen nach draußen. Sie lauschte aufmerksam, doch sie konnte keine Schritte mehr hören.
Das bedeutete, sie standen als Wache vor dem Zelt. Selbst wenn es ihr irgendwie gelingen sollte, den König zu überlisten, zu überwältigen, sie konnte nicht fliehen.
Sie musste sich in ihr Schicksal ergeben.
Ohne sie eines Blickes zu würdigen, zog Rodamon sich die Rüstung aus, den dünnen Reif aus gehämmertem Gold, den er auf dem Kopf getragen hatte, das Untergewand, seine ledergeflochtenen Sandalen.
Nackt stand er nun vor ihr, sein Geschlecht bereits hoch aufgerichtet.
Endlich sah er sie an.
Sie zog die Knie zum Kinn, versuchte, sich ganz klein zu machen.
Es war sinnlos.
Noch ehe sie einen Atemzug getan hatte, war er über ihr. Gegen seine ungeheure Kraft war sie machtlos. Er zerriss ihr Kleid, er zwang ihre Beine auseinander, er zwang sein riesiges Gemächt in sie hinein, erstickte ihre Schreie mit seiner Hand.
Sie konnte sich nicht wehren, jede Bewegung war ihr durch sein Gewicht auf ihr völlig unmöglich.
Es war ebenso schnell vorbei, wie es begonnen hatte.
Er verkrampfte sich nach wenigen Momenten kurz, stöhnte leise, und sie spürte, wie sich etwas Heißes in sie ergoss.
Dann erhob er sich, als ob nichts gewesen wäre.
Seine Grobheit und seine rasende Eile hatten ihren Körper und ihren Geist in einen Schockzustand versetzt. Noch spürte sie keinen Schmerz, kein Grauen, nur eine gewaltige Lähmung.
Und einen einzigen Gedanken – Hohn.
Sie, die Unterlegene, die Besiegte, hatte, während sie dem äußeren Anschein nach benutzt wurde, die große Schwäche des fremden Königs entdeckt.
„Das ist also das Geheimnis des großen Rodamon„, flüsterte sie, atemlos, heiser, ohne zu merken, wie ihr dabei die Tränen über das Gesicht liefen. „Er kann mit Frauen nichts anfangen. So groß ist er, so stark, so mächtig, so gut ausgestattet – und er schafft es nicht, mehr als ein paar Wimpernschläge lang ein Mann zu bleiben, bevor alles gleich schon wieder vorbei ist.“
Er war herumgefahren bei ihren Worten. Seine Augen blitzten vor Zorn. Er hob die Hand, um sie zu schlagen.
„Ja, die Wahrheit tut weh, nicht wahr?„, sagte sie, nun schon etwas lauter, richtete mühsam ihren zerschundenen Körper auf, und konnte den heißen Triumph in ihrer Stimme nicht verbergen.
„Deshalb umgibst du dich nur mit Sklavinnen und Frauen, die du geraubt hast – weil sie den Mut nicht besitzen, sich über deine Unfähigkeit zur echten, ausdauernden Liebe lustig zu machen, nicht wahr?“
Sie hatte keine Ahnung, wer ihr diese Sätze eingegeben hatte; vielleicht ihr Gott? Ein Wissen, versteckt die ganzen jahre?
Sie, die mit über 30 Jahren noch Jungfrau war, weil sie sich ganz dem Dienst im Tempel gewidmet hatte, weil sie ausschließlich ihrem Gott gehört, sie und alles an ihr, auch diese dunkle Grotte, in die Rodamon gerade eben eingedrungen war, konnte es nun wirklich nicht beurteilen, was es war, das die Liebe, die körperliche Liebe zwischen Mann und Frau ausmachte.
Obwohl es auf der Hand lag – diese nur Augenblicke währende Angelegenheit, der sie soeben unterzogen worden war, konnte es nun wirklich nicht sein.
Das war trotz aller damit verbundenen Grausamkeit nichts anderes als lächerlich.
Und ein Lachen, vermischt mit Hysterie, vermischt mit Furcht, und dennoch voller Spott bahnte sich nun den Weg aus ihrer Kehle.
Die Luft im Zelt sprühte Funken wie bei einem Gewitter.
Rodamon war außer sich, er war rasend vor Wut.
Und sie verspürte auf einmal eine innere Kraft, die sie stark machte. Und etwas anderes. Den unwiderstehlichen Wunsch, genau diesen Mann, scheinbar so mächtig, scheinbar so unbesiegbar, scheinbar so grausam, und doch im entscheidenden Punkt so schwach, zu beherrschen.
Sich ihn ihr zu Willen zu machen.
„Soll ich es dir zeigen, wie es sein kann, die Liebe zwischen Mann und Frau?„, fragte sie ihn, mit ebenso viel Schmeichelei wie Hohn.
In seinem Gesicht kämpften Zorn und Unsicherheit miteinander.
Ruhig sah sie ihn an, legte eine Hand mit ausgebreiteten Fingern auf ihre schmale Brust, ließ die Fingerspitzen über ihren nackten Bauch gleiten bis zu ihren Schenkeln, und dann dazwischen, wo sich das Blut ihrer Jungfräulichkeit mit seinem Samen mischte.
Zu ihrem eigenen Erstaunen spürte sie dort eine weiche, kribbelnde Wärme, eine ungeheure Begierde, der sie nachgab – obwohl ihre Finger den Hunger nicht stillten, sondern nur umso stärker werden ließen.
Mit einem heiseren Schrei stürzte Rodamon sich erneut auf sie.
Blitzschnell wich sie aus. Seine Unsicherheit, die ihre grausamen, harten Worte in ihm hervorgerufen hatten, die Worte, die für ihn völlig überraschend gekommen sein mussten wie Pfeile aus dem Hinterhalt, verschafften ihr einen winzigen Vorteil.
Der ausreichte, dass sie nicht unter ihm lag, sondern auf einmal auf ihm kniete, auf seinem schon wieder harten, aufgerichteten Geschlecht.
An dem sie nun begann, mit der linken Hand herumzuspielen, während ihre Rechte den Platz zwischen ihren Schenkeln nicht verließ.
Rodamon, der nur eine kleine Bewegung hätte machen müssen, um sie herunterzustoßen und sie erneut zu nehmen, heftig, rau und grob wie vorhin, ließ es sich gefallen.
Er starrte sie an, seine Augen unergründlich.
Ihre Finger tanzten heftiger, an beiden Stellen.
In ihr explodierte etwas, das sie vorher nie gekannt hatte; eine ungeheure Lust.
Sie stöhnte, hob das Becken, schwang sich vollständig auf den fremden König, der noch immer bewegungslos da lag, wie gebannt.
Es war erstaunlich – es ging ganz leicht; so als ob ihre Entjungferung nur den Weg bereitet hätte für etwas, für das sie ohnehin geschaffen worden war.
Als sie sich sachte auf ihm zu bewegen begann, schloss er die Augen; die Starre seiner Glieder löste sich.
Er tat ihr nichts, wurde nur ganz weich, ließ sie machen und ging mit.
Ein sanfter Ritt war es erst. Dennoch spürte sie schon bald wieder den heißen Strom in ihm aufsteigen.
Sie pausierte, begann erst dann wieder, als der Strom zurückgedrängt war. So ging es lange, lange; mit sanften Bewegungen ihrer Hüften, mit zuerst kurzen, dann immer längeren Pausen.
Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit so verging.
Endlich war sie selbst bereit.
Nach einer letzten Pause stemmte sie sich auf ihre Hände, ließ ihr Becken kreisen und stieß zu, fest und fester.
Bis sie schließlich beide gleichzeitig in einer erdbebenartigen Befreiung Erlösung und Erleichterung fanden.
Noch lange lag sie still auf ihm, der ebenso still lag, den Arm um ihre Taille.
Sie wusste nicht, was es für ihr Schicksal als seine Gefangene bedeutet, was gerade geschehen war.
Und es interessierte in diesem Augenblick auch nicht.
Sie wusste nur, sie hatte ihn zum Mann gemacht; und er sie zur Frau. Und für diesen Moment war das genug.