Irgendwann werde ich halb wach. Ich muß so dringend aufs Klo, daß ich kaum stilliegen kann. Dann steigt mir Antjes Duft in die Nase, und ich bemerke, daß selbige direkt über ihren Brüsten ruht. Nein, ich werde jetzt nicht aufstehen!
Gerade bin ich wieder herübergedämmert, da läßt mich das Telefon hochschrecken. Dieses verdammte Ding!
Schon wieder Birte. Und ich muß so dringend! Vielleicht sollte ich ins Telefon pinkeln; wenn das Zeug dank der Technik bei ihr ankäme, würde sie sich das nächste Mal vielleicht auch überlegen, ob sie mir schon wieder auf die Nerven geht. Vorbeikommen soll ich. Wo mir alles wehtut. „Nein, Birte, es tut mir leid, ich kann nicht vorbeikommen,“ versuche ich es trotz meines Ärgers noch im guten, „ich bin krank.“
Antje hat sich aufgerichtet, sieht mich an, neugierig, ein wenig ängstlich. Ist ja kein Wunder, wenn sie glaubt, daß ich gleich wieder aufspringe und ihr davonlaufe! Beruhigend streichele ich mit der freien Hand ihre Wange. Langsam wird es wirklich Zeit, daß ich sie über Birte aufkläre.
Sie entzieht sich mir, verschwindet im Bad. Kann ich ihr nicht einmal übelnehmen, daß sie sich pikiert zeigt. Schnell beende ich ziemlich unwirsch das Gespräch mit Birte und renne endlich aufs Klo. Danach geht es mir besser.
Antje steht unter der Dusche. Hmmmm! Ich schiebe den Vorhang beiseite. Sie ist gerade dabei, sich selbst zu befriedigen. Kein Wunder – ich habe mich darum ja bisher nicht gekümmert! Am liebsten würde ich einfach stehenbleiben, ihr zusehen und mich ebenfalls anfassen.
Aber ich möchte nicht schon wieder so egoistisch sein. Schnell trete ich mit unter den Wasserstrahl, drücke mich an sie, und meine Hände machen sich selbständig, greifen nach ihrer nassen Haut. Sie läßt sich gegen mich fallen, stöhnend. Fest streiche ich über die Linie ihrer Taille, wage mich nach vorne, immer tiefer, lege die Hand auf ihren Busch, und suche mit einem Finger nach dieser seltsamen Stelle vor der Möse, die die Mädels sich so wunderbar aufbäumen läßt, wenn man sie berührt. Etwas seitlich ja, und jetzt reiben, in kleinen, schnellen Bewegungen. Und jetzt die andere Hand auf ihren geilen Hintern legen, Druck ausüben, der ihren ganzen Unterleib gegen meinen kreisenden Finger preßt. Sie zappelt herum wie wild, und beinahe verliere ich das Gleichgewicht. Dann schreit sie auf, macht sich einen Moment lang ganz steif, und sackt schließlich zusammen wie eine Puppe, schlägt dabei ihre Krallen in meine Schultern. Und nun kommt ein kleiner Laut von ihr, der klingt wie Heulen. Was ist das jetzt, Freude, Lust? Oder ist es wegen Birte? Ich halte sie ganz fest. Jetzt weint sie offen, und mit Freude hat das gewiß nichts zu tun. Also doch Birte.
„Ich glaube, es wird langsam Zeit, daß ich dir erkläre, wer Birte ist,“ sage ich bestimmt. „Du mußt mir gar nichts erklären,“ trotzt sie. „Und ob ich das muß,“ beharre ich. „Und außerdem will ich es dir erklären.“
Sie stellt das Wasser ab. Nein, hier in diesem engen, unbequemen Raum wollte ich ihr die Geschichte eigentlich nicht erzählen! Als ich ihr das sage, ist sie sofort wieder beleidigt. Mensch, ich will ihr ja alles sagen – aber doch nicht hier!
Ich greife mir ein Handtuch, trockne sie ab. Dabei kann ich nicht widerstehen – ich muß sie einfach küssen, überall hin. Sie ist phantastisch!
Plötzlich hält sie meine Hände fest. „David, es tut mir leid – ich glaube, ich kann das nicht,“ erklärt sie. Was soll denn das schon wieder? Nun reicht es mir aber! Wieso kann sie sich von mir nicht küssen lassen? Eine ganze Weile hat sie es sich doch ersichtlich nicht gerade unwillig gefallen lassen! Und es klingt so ernst, dieser Spruch. Will sie jetzt die Beziehung beenden, oder was? Wo wir gerade erst angefangen haben? Ich bin sauer.
„Was kannst du nicht?“ brülle ich sie an. „Dich auf mich einlassen? Das sieht mir aber manchmal ganz anders aus!“ Mein Ausbruch erschreckt sie. „David, um Himmelswillen,“ stottert sie. „Nein, so habe ich das nicht gemeint. Verdammt, ich bin so verknallt in dich, daß ich am liebsten gleich mit dir zusammenziehen möchte! Aber ich kann dich nicht teilen. Ich …“ Mir wird ganz warm, und ich möchte einen Luftsprung machen. Verknallt ist sie in mich. Hurra! Na, wer sagt’s denn! Aber, was hat sie da gerade gesagt – sie will mich nicht teilen? „Wer sagt denn, daß du das mußt?“ blubbere ich böse. „Ach, du willst mir jetzt erklären, daß Birte dir gar nichts bedeutet, oder was?“ zischt sie.
Nun habe ich endgültig genug von diesen Wildkatzenallüren. Welcher Vollidiot von Mann hat sie bloß so verkorkst! Und wieso muß ich das ausbaden? Ich nehme sie in einen eisernen Griff. Und wenn ihr das weh tut, ist mir das gerade recht! Mit Gewalt zwinge ich meine Stimme dazu, einigermaßen ruhig zu klingen. „Antje, bitte, jetzt laß uns erst einmal einen Kaffee kochen, oder einen Tee, und dann unterhalten wir uns. Und ich möchte, daß du mir zuerst einfach nur zuhörst. Kämpfe einmal gegen deine ganzen verfluchten Ängste an – von denen ich übrigens irgendwann einmal wissen möchte, wo sie herkommen -, denk nicht immer gleich daran, daß ich dich verlassen oder dir wehtun will. Ich will beides nicht. Ganz im Gegenteil!“
Sie nickt, ist auf einmal ganz kleines, gehorsames Mädchen. Inzwischen hat sie eine Gänsehaut, und schnell hülle ich sie in meinen neuen Bademantel. Er ist ein Geschenk von Sabine; die paar Nächte damals haben ihr anscheinend gefallen … Ob es wohl besser wäre, ich nehme den neuen und gebe ihr meinen alten? Ein wenig taktlos ist es ja schon, die neue Freundin in ein Geschenk der früheren zu packen.
Aufmerksam besieht sich Antje Regal und Ablagen im Bad. Wenn sie darauf lauert, daß sie hier irgendwo Make-up findet oder einen Lippenstift, dann hat sie sich getäuscht! Ich bestehe immer darauf, daß die Damen alles wieder mitnehmen, was sie an diesen ganzen angeblich für die äußere Schönheit so zwingend notwendigen Tübchen und Döschen mitbringen und überall verteilen. Meine Wohnung gehört mir; da kommen keine Frauenklamotten rein!
Antje hat ihre Inspektion beendet. Ich muß grinsen. „Ich habe natürlich alle Sachen von Birte extra ausgeräumt und im Schrank versteckt, bevor du gekommen bist!“ Sie starrt mich erst an wie ein Mondkalb, und dann stürzt sie sich auf mich, beißt mich aus Rache voll in den Arm. Au, das tut gemein weh!
Endlich schaffen wir es bis in die Küche. Kaffee mag sie auch nicht, wie sie erklärt. Das beruhigt mich. Ich weiß nicht einmal, wie alt der in der angebrochenen Packung ist; ich trinke immer bloß Tee. Nachdem das Zeug fertig ist, hocke ich mich vor ihr auf den Boden. Sie schimpft, daß das meine Grippe verschlimmern wird. Warum müssen sich Frauen so oft wie die eigenen Mütter benehmen? Wenn ich das wollte, würde ich gleich mit meiner Mutter ins Bett steigen! Besonders anregend ist der Gedanke allerdings nicht.
Nach der Kabbelei läßt sie mich endlich berichten.
Ich weiß ja selbst, daß es dämlich klingt, aber Birte ist wirklich nur eine gute Freundin, die nach einer Trennung gerade in einer beschissenen Situation ist und mich deshalb braucht. Mehr ist es nicht. Wirklich nicht. Vor allem nicht, seit Antje zu uns in die Firma gekommen ist, weil ich mich in sie Knall auf Fall verliebt habe. Es ist mir zwar peinlich; trotzdem erzähle ich es ihr. Sie hat mir schließlich auch gesagt, was sie für mich fühlt – da ist es nur fair, wenn ich es ihr nachtue.
Natürlich entdeckt Antje mit einem fast unheimlichen Gespür, daß ich Birte auch gebumst habe. Einmal; nicht öfter. Und es wird auch garantiert nicht wieder vorkommen!
Aber wie das auf sie wirken muß, kann ich mir schon vorstellen. Ich ziehe die Schultern ein, warte auf den unumgänglichen Ausbruch.
Sie überrascht mich total. „Und das findest du jetzt schlimm?“ fragt sie gedehnt. „Also, ich finde es überhaupt nicht schlimm.“ Das gibt es doch nicht! Erst geht sie wegen eines Anrufs hoch, und nun stört sie nicht einmal eine wilde Nacht. Sie wird rot. „David, ich weiß, ich bin manchmal furchtbar, und ich bin auch ganz schrecklich eifersüchtig, und bereit, jeder Frau die Augen auszukratzen, die sich dir nähert; und dir gleich mit dazu, wenn du dich darauf einläßt. Aber zu dem Zeitpunkt kannten wir uns ja noch kaum. Und so völlig bescheuert bin ich nun auch nicht, daß ich auf etwas eifersüchtig bin, das vor meiner Zeit liegt. Es sei denn natürlich, du möchtest die Beziehung zu Birte auch insofern fortsetzen. Dann allerdings …“ Heftig unterbreche ich sie. „Nein, das möchte ich nicht! Und das habe ich ihr auch schon gesagt. Nur weiß ich jetzt überhaupt nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll. Ich kann sie ja schließlich nicht einfach so im Stich lassen; sie ist schon unglücklich genug!“
„David, ich kenne mich zu gut, um versprechen zu können, daß ich dir wegen deiner Verpflichtungen Birte gegenüber keinen Ärger machen werde,“ erwidert sie. „Versprechen kann ich dir allerdings, daß ich mich nach Kräften bemühen werde, es zu vermeiden.“
Rasch setze ich mich neben sie. Ich muß sie einfach anfassen. „Antje, es gefällt mir ja selbst nicht. Wir sind gerade erst am allerersten Anfang unserer Beziehung, und Birtes Anrufe haben schon jetzt für so viel Probleme zwischen uns gesorgt. Ich mag einfach auch viel lieber die ganze Zeit mit dir verbringen. So sehr ich ihr auch helfen möchte – ich will nicht, daß das etwas kaputtmacht zwischen uns. Heute morgen habe ich ihr von dir erzählt. Und sie gebeten, ihre Ansprüche an mich ein wenig herunterzuschrauben. Ich fürchte, es wird eine Weile dauern, bis es soweit ist. Aber ich bin auf dem Weg. Und du bist mir wichtiger als alles andere.“
„Wollen wir es versuchen miteinander?“ beende ich meine Ausführungen. Mein Herz klopft wie wild bei dieser Frage, und ich bin über meinen eigenen Mut erstaunt. Und meine Konsequenz. Bisher habe ich eigentlich meistens alles schlicht auf mich zukommen lassen. Was ist denn mit mir los, daß ich es auf einmal so genau wissen will?
Statt etwas zu sagen, gibt sie mir einen Kuß, schiebt ihre Zunge in meinen Mund.
Ich schätze, das heißt ja …