30. April 2008

Teil 2 – Der König und die Priesterin

Wären ihr Leid und ihr Entsetzen nicht zu groß gewesen für Tränen, sie wäre in Schluchzen ausgebrochen.

Nun stand ihr also das Schlimmste aller Schicksale bevor, schlimmer noch als die Folter. Ebensolche Schmerzen – und ein weit brutalerer Eingriff.

Zur Bettgefährtin des fremden Königs war sie bestimmt worden – durch einen einzigen Befehl von ihm.

Die Reste ihres Mutes, die sie sich der Anweisung zum Knien hatten widersetzen lassen, brachen in sich zusammen.

Der Wunsch zu fliehen, so übermächtig in ihr, und die offensichtliche Unmöglichkeit einer solchen Flucht drohten sie innerlich zu zerreißen.

Sie versuchte zu denken, einen Plan, eine Strategie zu entwickeln. Das einzige, was ihr einfiel war, dass sie ihre Kräfte sparen musste – und auf eine Gelegenheit warten, wo sie mehr tun konnte.

Sie war hilflos dem Schicksal ausgeliefert.

Ohne eine solche Gelegenheit konnte sie nichts tun; die Mächte, die rings um sie herum waren, die Hindernisse, die Wachen waren zu stark, sie zu besiegen, und zu wachsam, sie zu überlisten.

Das hatte sie bereits gemerkt, als sie am Tempel versucht hatte, über den Geheimgang zu entkommen, während die Kämpfer das Gold des Gottes unter sich aufteilten und sie ein paar Augenblicke lang nicht beachteten..

Ohne dass sie es wusste, hatte einer der beiden Hünen die ganze Zeit ein Auge auf sie gehabt und sie grob an ihrem Gewand zurückgerissen, was dabei vollkommen zerfetzt worden war. Geschlagen hatte er sie, bis ein anderer Mann ihm in die Hand gefallen war und Schlimmeres verhindert hatte.

Es war der Hüne, der erneut an ihrer rechten Seite war; weit weniger grausam, weit weniger brutal als sein Gefährte zu ihrer Linken. Dennoch schmerzte ihr Hals noch immer von dem Würgegriff, in den er sie anschließend genommen hatte, um weitere Dummheiten zu verhindern, wie er es nannte.

Seinen Namen kannte sie nicht; wollte ihn auch nicht wissen.

Nur der Name des fremden Königs stand ihr ins Gedächtnis geschrieben wie mit einem feurigen Stock auf eine Tontafel geritzt: Rodamon. Es war der Name, den sie in den letzten Wochen am häufigsten gehört hatte.

In seinem Zelt wurde sie nun nicht nur von einer, sondern gleich von mehreren Sklavinnen in Empfang genommen, während die beiden Hünen in der Nähe stehen blieben, sichtlich gewillt, sie die ganze Zeit zu beaufsichtigen.

Rodamon schien eine ganze Auswahl an Bettgespielinnen zu haben, und eine war hübscher als die andere.

Wohl gerundet, mit weichen, üppigen Kurven waren sie alle ausgestattet. Ein Wunder, dass er an ihr Gefallen gefunden hatte, wo sie doch so ganz anders war.

Oder hatte er wirklich Gefallen an ihr gefunden?

Vielleicht wurde sie nicht darauf vorbereitet, ihm im Bett zu Willen zu sein, diese Nacht, sondern auf etwas anderes? Vielleicht war es doch die Folter und nicht die brutale körperliche Eroberung, die er plante?

Bei dem Gedanken schwankte sie zwischen Hoffnung und größerer Angst.

Die Sklavinnen halfen ihr aus dem zerrissenen Gewand heraus. Eine strich dabei zärtlich über ihren Hals, ihre Schulter, glitt tiefer, verlor sich wie zufällig an ihren kleinen Brüsten mit den winzigen Höfen und den winzigen Nippeln. „Wie glatt deine Haut ist!“ murmelte sie bewundernd.

Die Frauen drängten sie, nackt, in einen Holzbottich voller Wasser.

Ihr entging nicht, wie die beiden Hünen ihre Titten fixierten und noch mehr das dunkle Dreieck zwischen ihren Schenkeln. Besonders derjenige, der meistens links von ihr gewesen war, verfolgte es gierig, wie die zarten Hände der Sklavinnen sie mit Wasser übergossen, eine Art kühler Salbe in ihrem Haar und auf ihrem Körper verteilten, die sie anschließend wieder abspülten.

Er verschlang sie regelrecht mit den Augen.

Vor allem, als das Mädchen, das ihre glatte Haut bewundert hatte, sich ganz besonders ausgiebig ihrem Po und ihrer intimsten Stelle widmete beim Waschen.

Lass das!„, sagte der andere auf einmal zu ihm. „Der König wird dir bei lebendigem Leib die Haut abziehen, wenn du seine neue Gespielin so anstarrten.“

Die Blicke des Angesprochenen irrten zum Zelteingang.

Das Mädchen kicherte. „Vor dem König haben sie alle Angst„, sagte sie, und bohrte ihre zarten Finger zwischen ihre Beine, um auch ja jede Falte und jeden Winkel sauber zu bekommen.

Oder vielleicht aus anderen Gründen?

Sie presste die Schenkel zusammen, ärgerte sich über den Anflug von Lust, den die Liebkosung beim Waschen in ihr auslöste.

Der Ärger wurde zusammen mit der Lust größer, als man ihr aus dem Zuber heraushalf und sie von Kopf bis Fuß mit einem duftenden Öl einsalbte.

Wieder war es das Mädchen, was sich besonders intensiv dieser Aufgabe widmete, vor allem zwischen ihren Schenkeln.

Wie alt sie wohl sein mochte? Bestimmt gerade erst 18.

Ob sie schon lange Sklavin von Rodamon war? Es ging das Gerücht um, seine Vorliebe seien reife Frauen, keine jungen Dinger.

Die anderen Sklavinnen waren auch alle viel älter; das Mädchen fiel völlig aus dem Rahmen. Nicht nur vom Alter her.

Während die anderen sich um sie kümmerten, als sei es nur irgendeine beliebige Aufgabe, die sie zu erledigen hatten, schien diese junge Sklavin es sehr zu genießen, sich mit ihr zu beschäftigen.

Schließlich war sie fertig.

Ein neues weißes Gewand wurde ihr übergestreift, gar nicht unähnlich ihrem Kleid als Priesterin, und das junge Mädchen geleitete sie zu einer großen, weichen Bettstelle, üppig mit farbigen Teppichen und bestickten Tüchern bedeckt.

Das war das Bett einer Frau; nicht das Bett eines Mannes. Und schon gar nicht das Bett eines harten, grausamen Kriegers.

Ihr wurde bedeutet, sie möge sich dort niederlassen. Das junge Mädchen zündete ein paar Fackeln an, die sie um das Bett herum aufstellte. Sie steckte sie in die vorbereiteten Halterungen, die in den Boden geschlagen worden waren, recht tief, denn der Sandboden war trügerisch.

Dann verließen die Frauen das Zelt; zurück blieben nur sie und die beiden Hünen, ihre Bewacher.

Sie wartete, auf der Bettstatt ausgebreitet wie ein Opferlamm.

Es wurde langsam düster; selbst das flackernde Licht der Fackeln konnte die Dunkelheit nicht wirklich durchdringen. Vor allem nicht, weil die Dunkelheit in ihrer Seele mit der äußeren einherging.

Noch einmal ging sie in Gedanken alle Möglichkeiten durch, die sie hatte. Noch einmal stellte sie fest, es gab keine.

Sie konnte nichts anderes tun als abwarten – und später, wenn Rodamon kam, alles über sich ergehen lassen.

Kurz schoss ihr die Überlegung durch den Kopf, ob die beiden Hünen wohl Zeuge werden würden, wenn der fremde König ihr die Jungfräulichkeit nahm. Fast hätte sie gelacht bei der Vorstellung.

Nein, sicherlich vertraute der König auf seine eigene Stärke, glaubte sich einer einzelnen Frau mehr als gewachsen.

Vielleicht war genau das ihre Chance – sich zu wehren, wenn sie später mit Rodamon allein war.

Sie hob den Kopf. Fieberhaft blickte sie sich im Zelt um. Es gab nichts, was ihr als Waffe hätte dienen können; nur die Fackeln. Und wenn sie das Zelt in Brand setzte, bedeutete das ihren sicheren Tod. Entweder in den Flammen, oder weil die Wachen das Feuer rechtzeitig bemerkten und sie aus Rache töteten.

Und ob sie Rodamon mitnehmen konnte auf dem Weg zur anderen Seite, in das Schattenleben nach dem Tod, das war mehr als zweifelhaft.

Entmutigt ließ sie sich auf das weiche Bett zurücksinken.

Es war so angenehm, hier zu liegen, nach den Anstrengungen, nach der Furcht des Tages, mit der großen Schlacht vor dem Stadttor, und anschließend mit der Erstürmung des Tempels. Trotzdem fand sie keine Ruhe.

Wie konnte man Ruhe finden mitten in einem Kampf? Wie konnte man Ruhe finden, wenn man dafür bestimmt worden war, dem fremden Eroberer zur Zerstreuung zu dienen und danach vielleicht getötet oder zur Sklavin zu werden?

Draußen hörte sie Stimmen, Schritte, das Klirren von Brustharnischen, metallenen Schienen an Armen und Beinen.

Eine Weile verharrten die Stimmen vor dem Zelteingang. Sie versuchte nicht, den Worten zu folgen; ihr Herz schlug so stark, als wolle es aus ihrer Brust herausspringen. Es sehnte sich ebenso nach Freiheit wie sie.

Dann entfernten sich Schritte, der Zelteingang wurde zurückgeschlagen.

Rodamon stand in dem Raum, der angesichts seiner beeindruckenden Größe, die im Stehen noch weit auffälliger war als im Sitzen, auf einmal zu schrumpfen schien, eng und erstickend wurde.

Fortsetzung folgt…

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