20. März 2008

Abendsonne

Frau Elisabeth Winther war nicht mehr jung. Manch andere Frau in ihrem Alter denkt schon ans Altersheim, liest in der Tageszeitung als erstes die Todesanzeigen und kennt kein anderes Gesprächsthema als Krankheiten. Anders bei Elisabeth Winther. Betha wurde sie in ihrem Bekanntenkreis genannt. Man sah ihr ihre 58 Lebensjahre nun wirklich nicht an. Gewiss, wenn sie sich morgens vor dem Spiegel musterte, entdeckte sie immer wieder Spuren, die die Jahre an ihr gezeichnet hatten. Besonders am Hals, am Bauch und an den Oberarmen war die Haut nicht mehr ganz glatt.

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Aber sie war schlank und wohlgeformt und manche wesentlich jüngere Frau beneidete sie um ihre Figur. Sie fühlte sich jung und sie war unternehmungslustig. Es gab keine Veranstaltung in der kleinen Stadt, die sie ausließ. Sie war in einer Reihe von Vereinen engagiert. Den Witwenverein hatte sie sogar ins Leben gerufen, war hier erste Vorsitzende und organisierte Ausflüge, Theaterfahrten und andere gemeinsame Unternehmungen. Sie war gesund und finanziell ging es ihr wirklich gut. Neben ihrer Witwenrente bezog sie eine ansehnliche eigene Rente.

Seit dem Tod ihres Mannes lebte sie allein in ihrer 3-Zimmer-Wohnung in der Waldrandsiedlung. „Ob sie nicht noch einmal heiraten wolle,“ wurde sie oft gefragt. „Oder wenigstens mit einem Mann zusammenziehen? Man brauche doch jemanden fürs Alter.“ Aber sie dachte nicht daran.

Einmal, weil sie viel zu lange verheiratet gewesen war. Und weil sie keine Lust hatte, für irgendeinen Witwer das billige Hausmädchen zu sein und möglicherweise noch einmal über Jahre hinweg Pflegeschwester sein zu müssen. Nein, das wollte sie nicht. Ihr Mann war Diabetiker gewesen. Dann hatte er noch einen Herzinfarkt erlitten. Über Jahre hinweg war er ein kranker und gebrochener Mann gewesen, bis er dann schließlich vor 3 Jahren starb.

Was Sex ist, wusste Betha schon lange nur noch aus der Theorie. Nicht mehr so häufig wie in jungen Jahren, aber doch noch oft genug war ihr danach zumute. Nun, sie half sich eben selbst. Es fiel ihr nicht schwer, sich abends im Bett vollkommen fallen zu lassen, während sie sich ihre Möse streichelte. „Möse„, das war der Ausdruck, den sie schon zu Zeiten ihrer Ehe gebraucht hatten. „Möse„, „Schwanz“ und „Titten„. So streichelte sie auch jetzt regelmäßig mindestens einmal in der Woche, ihre Möse, bis es ihr kam. Und es kam ihr regelmäßig mit Macht. Es kam ebenso heftig wie vor vielen Jahren, als sie noch eine junge Frau war. Während sie sich so streichelte, wanderten ihre Gedanken ab. Zu einem Mann. Nicht ihr Mann. Der war tot und nicht mehr da. Nein, zu irgendeinem Mann, der sie nahm. Der ihr seinen großen steifen Schwanz in die Möse stieß, der sie fickte und der ihr seinen Saft tief in die Möse spritzte.

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Sie wäre auch nicht abgeneigt gewesen, ein Verhältnis zu haben. Mit einem jüngeren Mann. Nicht mit einem Zwanzigjährigen. Aber mit einem stolzen Vierziger oder Fünfziger. Nicht für die Liebe, sondern für den Sex. Das aber ging hier in dieser kleinen Stadt nicht. Einer Stadt, in der jeder jeden kannte und in der die Nachbarn nur danach lechzten, dass sich irgend jemand eine Blöße gab. Betha hatte noch nie in ihrem Leben einen Pornofilm gesehen. Das stand ganz oben auf der Liste ihrer heimlichen Herzenswünsche. Bevor sie zu alt dafür wäre. Sie wusste, dass man solche Filme in jeder Videothek ausleihen konnte. Dazu aber hatte sie nicht den Mut. Gewiss, sie war schon einmal heimlich in eine Videothek gegangen. Das war in einer anderen Stadt gewesen, wo man sie nicht kannte. Zuerst war sie erschrocken über die Offenheit der Bilder auf den Kassetten. Dann aber hatte sie doch genauer hingeschaut. Da waren Frauen, die an den Schwänzen der Männer lutschten. Da waren Männer, die den Frauen die Möse ausleckten. Dort trieben sie es zu Dritt oder zu Viert. Steife Schwänze steckten in allen Löchern. Da waren Männer, die den Frauen den Saft in den Mund oder ins Gesicht spritzten. Sie hatte die eine oder andere Kassettenhülle in die Hand genommen und die Beschreibung auf der Rückseite gelesen. Dabei hatte sie einen trockenen Mund bekommen wegen der Sprache, mit der die Filme beschrieben wurden. Es stieß sie ab, gleichzeitig fühlte sie sich angezogen und wollte die Filme auch sehen.

Sie hatte sich an den Ausgabetresen gewagt und wollte sich erkundigen, wie das mit dem Ausleihen war. „Wir brauchen nur Ihren Ausweis,“ hatte das junge Mädchen erklärt. Sie hatte vorher mit irgendwelchen gleichaltrigen Freundinnen herumgealbert. Und während sie Betha ihre Fragen beantwortete, lachten die anderen und musterten sie von oben bis unten. Betha spürte ihre Blicke, die sie wie Pfeile zu durchbohren schienen und sie hatte das untrügliche Gefühl, dass sie der Grund für das Lachen dieser Mädchen war. „Nein, danke,“ sagte sie und verließ die Videothek. Es war wie Spießrutenlaufen und sie schwor sich, so einen Laden niemals wieder zu betreten. Die Bilder aber, die sie gesehen hatte, verfolgten sie. So etwas hatten sie in ihrer Ehe niemals gemacht. Gewiss, sie wusste, dass es so etwas gab. Aber als sie einmal mit ihrem Mann darauf zu sprechen kam, war er so entrüstet über solche „Abartigkeiten“ gewesen, dass dieses Thema niemals wieder angeschnitten wurde. Sie hatten gevögelt. Ja. Sogar oft und heftig. Aber niemals bei Licht. Sie hatte immer unten gelegen. Er hatte sie erst ein bisschen gestreichelt und sich dann auf sie gelegt. Glücklicherweise hatte sie nie Probleme mit ihrem Orgasmus, so dass es ihr auch meistens gekommen war. Ihr Wunsch, es auch einmal anders zu machen, zum Beispiel von ihm geleckt zu werden oder ihn zu lecken, mal in der Küche vor dem Mittagessen oder im Wald während des Sonntagsspazierganges gevögelt zu werden, diesen Wunsch hatte sie verdrängt. Er war erst wieder erwacht, nachdem ihr Mann tot war und sie ihrer Fantasie freieren Lauf ließ.

Und nachdem sie diese Bilder in der Videothek gesehen hatte, fragte sie sich, ob sie wohl eine Ausnahme sei. Eine Frau, die in ihrem Leben noch niemals von hinten gefickt wurde, eine Frau, die noch niemals geleckt wurde und die noch niemals einen Schwanz im Munde gehabt hatte. Das alles wollte sie auch noch nachholen. Das stand an Punkt zwei ihrer heimlichen Herzenswünsche. Schon jetzt formte ihre Fantasie die heimlichen Wünsche in Bilder, die sie vor sich sah, wenn sie sich abends im Bett selbst befriedigte. Für das Verhältnis, das sie gerne eingegangen wäre, gab es ein Handicap. Männer in ihrem Alter, die sich für sie interessierten, wollte sie nicht. Sie fürchtete, dass sie sich zu fest binden wollten. Und jüngere Männer interessierten sich nicht für sie. Zumindest zeigten sie es nicht. Ihrerseits aber den Anfang zu machen und mit einem jüngeren Mann zu flirten, dazu fehlte ihr der Mut.

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Eines Tages im Frühsommer war sie mit der Eisenbahn in die Großstadt gefahren, um einige Einkäufe zu erledigen. Zum Schluss wollte sie sich in einem Café noch ein wenig erholen. Dort waren alle Tische besetzt und so nahm sie an einem Tisch Platz, an dem schon ein junger Mann saß. Er lächelte freundlich und lud sie ein, sich zu setzen, als sie fragte, ob noch ein Platz frei sei. Sie kamen miteinander ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass er in einem Dorf in der Nähe ihrer Heimatstadt wohnte. Er war mit dem Auto da und bot sich an, sie mitzunehmen und zu Hause abzusetzen. Auf diese Weise hatten sie viel Zeit und sie erzählten voneinander. Sie erzählte ihm von ihrem Leben und er ihr von seinem. Auf diese Weise erfuhr sie, dass er Manfred Beier hieß, 35 Jahre alt, seit 2 Jahren geschieden war und alleine lebte. Sie kamen auch aufs Fernsehen zu sprechen und auf die neuesten Filme und irgendwie auch auf Videotheken. Sie erzählte ihm von ihrem Erlebnis. Allerdings verschwieg sie, dass sie sich bei den Pornofilmen umgesehen hatte. Das Thema schnitt er aber an und er erzählte, dass derartige Filme eines der Standbeine der Videotheken seien.

Er erzählte auch, dass solche Filme von Leuten jeden Alters und jeder sozialen Schicht ausgeliehen werden. „Haben Sie denn schon einmal so einen Film gesehen?“ wollte sie wissen. Er lachte laut auf. „Einen?“ fragte er zurück. „Viele.“ „Ich glaube,“ fügte er lachend hinzu, „dass es heute wohl kaum noch einen Menschen gibt, der so einen Film noch nicht gesehen hat.“ „So ein Mensch sitzt neben Ihnen,“ flüsterte sie.

Sie schämte sich ein bisschen vor diesem fremden Mann. Es war ihr auch nicht klar, weshalb sie hier einem vollkommen fremden Menschen ein derart persönliches Geständnis machte. Er aber ging ganz locker darüber hinweg.

Wirklich? Ich kann’s nicht glauben,“ hatte er nur geantwortet. Und er fügte hinzu: „Eigentlich haben Sie auch nichts versäumt.“ „Ich weiß es nicht. Ich habe ja noch nie einen gesehen,“ antwortete sie. „Wollen Sie denn einmal einen sehen?

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Er schaute ihr sie an und Betha spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Na klar, hätte sie gerne einen gesehen. Aber es bestand kein Grund, dies hier zu offenbaren. Sie zog scheinbar unschlüssig die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen. „Gehen Sie einfach in eine Videothek und leihen Sie sich einen aus. Das ist nicht anders, als wenn Sie im Supermarkt ein Pfund Tomaten kaufen.“ Er lachte über seinen Witz. „Nein,“ antwortete sie energisch, „so einen Laden betrete ich nie wieder.“ „Soll ich das für Sie tun?“ Als sie nicht antwortete, fuhr er fort: „Also gut, ich rufe Sie an.“ Damit war dieses Thema abgeschlossen.

Es verging einige Zeit. Betha dachte in der ersten Zeit oft an die Begegnung. Irgendwie mochte sie diesen Mann, der so unbefangen mit ihr gesprochen hatte. In ihrer Fantasie war er es auch sogar einige Male, der sie fickte, während sie sich selbst befriedigte. Jedoch mit der Zeit verblasste sein Bild in ihr immer mehr. Schließlich glaubte sie nicht mehr daran, dass sie ihn noch einmal sehen würde. Sie bedauerte das. Sie hatte gehofft, dass sie über ihn so einen Film ausleihen könnte. Aber es war wohl doch nur ein Strohfeuer gewesen. Eines Tages klingelte das Telefon. Ob sie sich an ihn noch erinnere, wollte er wissen. Er sei auf dem Weg in die Stadt und wenn sie Lust habe, würde er sie mitnehmen und nach dem Einkaufen auch wieder zurück. Ein Einkaufbummel war ihr recht und so fuhr sie mit ihm in die Stadt. Dort trennten sie sich und zu einer verabredeten Zeit trafen sie sich wieder und fuhren gemeinsam nach Hause. Er war höflich und ungemein aufmerksam. Ob sie Lust hätte, auch weiterhin gelegentlich mit ihm mitzufahren, wollte er wissen. Für ihn sei das kein Problem, sie abzuholen und wieder zurück zu bringen. Und so fuhren sie ein- bis zweimal im Monat gemeinsam in die Stadt, gingen dort ihre eigenen Wege und fuhren später gemeinsam wieder zurück. Es war eine Bekanntschaft, die man fast Freundschaft nennen konnte. Während der Fahrt unterhielten sie sich über alles Mögliche. Aber nicht mehr über Sex und Pornofilme. Eines Tages jedoch während der Rückfahrt schnitt er das Thema wieder an. Ob sie denn inzwischen einen Pornofilm gesehen habe, wollte er wissen. „Wie denn?“ antwortete sie, „ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich in so eine Videothek nie wieder hineingehe.“ „Ich habe etwas für Sie,“ antwortete er und griff hinter den Beifahrersitz.

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Dann hielt er ihr eine Kassette hin. „Die schenke ich Ihnen,“ sagte er und viel Spaß dabei. Betha spürte ihr Herz klopfen. Unverkennbar war das eine Pornofilmkassette. Die Spritzparade hieß der Film und die Bilder auf dem Cover waren eindeutig. Dort war das Gesicht einer Frau zu sehen und ein steifer Schwanz, der ihr gerade den Saft in den Mund spritzte. Betha schaute sich das Bild an. Es war eine Kassette, wie sie damals eine in der Videothek gesehen hatte. Das Bild stieß sie ab und erregte sie zugleich. Endlich würde ihr heimlicher Wunsch in Erfüllung gehen. Alleine die Vorstellung daran erregte sie und sie spürte dieses süße Kitzeln zwischen den Beinen. Ein Kitzeln, das sie kannte. „Vielleicht darf ich ja heute bei Ihnen noch eine Tasse Kaffee trinken, bevor ich weiter fahre,“ fragte er mit einem fast unmerklichen Zittern in der Stimme. „Soll ich Ihnen auch meine Briefmarkensammlung zeigen?“ fragte Betha mit einem spöttischen Lächeln zurück. Dabei schaute sie ihn von der Seite an und konnte erkennen, wie ihm das Blut in den Kopf schoss.

Es war von Betha eigentlich gar nicht böse gemeint. Vielmehr sollte es das Zeichen sein, dass sie sein Angebot begriffen hatte. „Nein, nein,“ stotterte er, „so war das nicht gemeint. Ich dachte nur… . Na ja vielleicht war es doch ein bisschen unverschämt, nachdem ich ihnen so ein Geschenk gemacht habe.“ „Natürlich kommen Sie mit herein. Und ich koche Ihnen auch eine Tasse Kaffee,“ antwortete Betha. „Das versteht sich doch wohl von selbst.

Danach herrschte eine Zeitlang Schweigen. Beide gingen wohl ihren Gedanken nach. Betha überlegte, ob er seine Anspielung wohl ernst gemeint hatte oder ob er wirklich nur eine Tasse Kaffee wollte. Das aber war doch wohl abwegig. Nein, seine Frage war eindeutig. Aber wie würde sie sich verhalten, wenn er Annäherungsversuche unternehmen würde? Sollte sie ihn zurückweisen? Oder sollte sie nachgeben? Bilder aus ihrer Fantasie lebten wieder auf. Vielleicht wäre es doch ganz schön mit ihm. Kurze Zeit später saßen sie in ihrem Wohnzimmer und tranken Kaffee.

Die Kassette lag vor ihnen auf dem Tisch. Während sie sich unterhielten, war sein Blick immer wieder zu der Kassette gewandert. Schließlich fragte er: „Wollen wir uns die Kassette gemeinsam ansehen?“ Jetzt war es gesagt. Die Situation war eindeutig. Ebenso gut hätte er fragen können, ob sie jetzt gemeinsam ins Bett gehen wollten. Stimmte sie zu, dann war der weitere Verlauf klar. Aber warum nicht? Wenn er Gefallen an dir findet. So setzte sie ihren Gedankengang fort. Diese Überlegungen hätte sie vielleicht verworfen, wenn sie nicht schon seit geraumer Zeit, dieses süße Kitzeln zwischen ihren Beinen gespürt hätte. Zunächst aber musste sie sich noch ein wenig zieren. „Glauben Sie nicht, dass ich ein bisschen zu alt für Sie bin?“ fragte sie. „Ich könnte Ihre Mutter sein. Und Sie in ihrem Alter brauchen ja wohl nur mit dem Finger zu schnippen und schon haben sie zehn Frauen an jeder Hand. So gut, wie Sie aussehen.“ Jetzt war er dran. „Sie sehen aber auch gut aus. Sie gehen glatt für Mitte vierzig durch.“ Das war natürlich gelogen. Das wusste sie. Trotzdem tat es ihr gut.

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Und es gab den Ausschlag. Sie stimmte zu. Und so betrachtete sie sich das erste Mal mit einem Mann zusammen einen Pornofilm. Und erlebte kurz darauf, wie das ist, wenn dieser Mann das, was im Pornofilm vorkam, auch noch real in die Tat umsetzte. „Das war gut,“ stammelte er schwer atmend am Ende. „Du bist einmalig,“ antwortete sie und das meinte sie auch so.

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