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25. August 2008

Der Zauberer und seine Gefährtin

Ich bin es gewohnt zu arbeiten; aber heute fällt es mir so schwer wie niemals zuvor. Die Laken und Handtücher sind schon trocken schwer wie Blei, und nass schaffen meine Hände es kaum, sie aus dem Wasser zu heben und über das Waschbrett zu legen. Heute bin ich langsamer als alle anderen Wäscherinnen; dabei bin ich sonst die Schnellste. Ich habe erreicht, was ich wollte – ich habe Horgaris gesehen. Horgaris, den Zauberer des Königs, von dem mir meine Träume schon seit vielen Monden gesagt haben, dass er derjenige sein wird, der das Land aus der Tyrannei erlöst. Horgaris, von dem ein innerer Ruf mir gesagt hat, dass ich ihn finden muss und seine Gefährtin sein bei diesem Kampf. Nun habe ich ihn gefunden. Aber nie, zu keinem Zeitpunkt vorher hatte ich mir überlegt, was danach geschehen würde. Irgendwie bin ich immer davon ausgegangen, er würde mich erkennen. Doch wie sollte er? Er hat mich nie gesehen, nie von mir gehört. Ich hätte es ihm sagen müssen. Doch was? Dass ich ihm helfen will bei seiner großen Aufgabe? Von der niemand etwas wissen darf? Vor all diesen Menschen? Ganz unvermittelt? Ich, für ihn eine völlig fremde Frau? Er hätte mich lediglich erstaunt angesehen und hätte mir nicht einmal dann antworten können, wenn er gewollt hätte, dass ich in Zukunft an seiner Seite arbeite; nicht inmitten dieser Menschenmenge. Und inzwischen zweifle ich auch sehr daran, dass er das wollte, denn was soll er mit meiner Hilfe? Was soll er mit mir? Er braucht mich nicht.

Ich muss mir eine Möglichkeit überlegen, ihm zu helfen, ohne an seiner Seite zu stehen. Noch weiß ich nicht, wie ich das erreichen kann. Aber mir wird, mir muss etwas einfallen. Sobald ich diese niederdrückende, schwarze Schwere überwunden habe, die dieser Fehlschlag in mir ausgelöst hat, den ich mir selbst zuzuschreiben habe. Plötzlich höre ich schrilles Kreischen hinter mir, ärgerliches Schimpfen und höhnisches Lachen. Ich möchte es ausblenden, aber ich kann es nicht; die Stimmen werden immer lauter. Ich drehe mich um. Ein buckliger alter Mann in einem schmutzigen Umhang steht demütig da, den Kopf gesenkt, und die anderen Wäscherinnen stehen um ihn herum, beschimpfen ihn, verspotten ihn. Ich lasse das Laken fallen, das ich gerade in den Händen halte, und gehe dazwischen wie eine Furie. „Was soll das?„, rufe ich zornig. „Lasst den alten Mann in Ruhe! Er hat euch nichts getan!“ „Seltsame Vorlieben hast du, Hamida„, lacht Kimba, die mit 16 die jüngste unter uns ist; und die ausgelassenste, lustigste. „Sieh ihn dir doch an, wie er schon aussieht! Und so einen nimmst du in Schutz!“ Und Sundina, eine ständig mürrische Frau, die sonst kaum ein Wort redet, erklärt: „Dann nimm ihn doch mit aufs Zimmer, wenn er dir so lieb und teuer ist! Er will ohnehin zu dir!“ Ich richte mich auf, und mit lauter, klarer Stimme sage ich: „Ich wünsche euch allen, dass ihr, wenn ihr selbst einmal alt und schwach seid, auf freundlichere Menschen trefft, als ihr selbst es gerade gewesen seid!“ Danach herrscht Stille. Einige der Frauen sehen beschämt zu Boden, andere zucken die Achseln. Aber keine sagt mehr etwas, und nach einer Weile gehen alle wieder an ihre Arbeit.

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20. August 2008

Fetisch Roman – Kapitel 32 – Seitensprung – Sichtweise Antje

Ich bin gerade eingeschlafen – und lange genug hat es gedauert, bis es soweit war -, als das Telefon klingelt. Mit den allerfreundlichsten Gedanken grabsche ich nach dem Hörer und melde mich mit einem liebenswürdigen: „Was soll das, verdammt nochmal?

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Zuerst herrscht Stille. Schon will ich das Ding wieder aufknallen, da meldet sich jemand mit „ich bin’s.“ Das liebe ich besonders – Ratespiele zu nachtschlafender Zeit!

Natürlich weiß ich, wer es ist; dieser ausgemachte Vollidiot, der mir erst etwas von zusammenziehen erzählt hat und kurz darauf ohne ein Wort in der Versenkung verschwunden ist. „Ach, sieh an,“ spotte ich. „Ich dachte schon, dich gibt’s gar nicht mehr.“ Oh, Mist; warum muß ich ihm bloß den Rückweg so schwer machen?

Aber wer sagt mir denn, daß er wirklich den Rückweg sucht? Vielleicht will er mir ja auch den endgültigen Abschied geben, und da ist es schon besser, ich lasse ihn gar nicht erst an mich herankommen.

Antje, ich muß Dir etwas beichten,“ erklärt David. „Hat das nicht bis morgen Zeit?“ frage ich. Zugegeben – eine ziemlich dämliche Antwort. „Wenn du meinst,“ erwidert er patzig. „Ich melde mich dann ein andermal.

Halt,“ rufe ich, plötzlich ganz wach. „Bitte entschuldige, David. Was ist denn los?

Ich habe mit Susanne geschlafen,“ kommt es daraufhin. Erst denke ich, ich habe mich verhört, gehe die Worte dieses Satzes in Gedanken wieder und wieder durch. Aber sie wollen partout keinen anderen Sinn ergeben.

Antje, bist du noch da?“ fragt David leise. Erst daran merke ich, wie lange ich geschwiegen habe. Langsam dringt die Realität mit ihren scharfen Spitzen durch die Watte meines verständnislosen Schocks hindurch. „Hoffentlich hat’s dir wenigstens Spaß gemacht,“ bemerke ich giftig. David holt tief Luft. „Antje, bitte!“ „Bitte was?“ rege ich mich auf. „Bitte mach mir keine Szene? Bitte sei lieb und akzeptiere es einfach? Du teilst mir mit, du hast mit meiner Freundin geschlafen, und ich soll dann einfach die Klappe halten, oder wie hattest du dir das gedacht?

Nein – du hast jedes Recht der Welt auf mich sauer zu sein,“ räumt David ein.

So, habe ich das,“ erwidere ich böse. „Nett von dir, daß du das einsiehst! Und was gedenkst du, jetzt zu tun? Und was erwartest du, das ich tun soll? Dir großzügig verzeihen und so tun, als sei nichts gewesen?

Antje, laß uns morgen weiter darüber reden,“ bittet David.

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Das bringt mich nun vollends zum Ausflippen. Erst läßt er ein paar Tage lang nichts von sich hören, dann ruft er mich an, mitten in der Nacht, um mir dieses Geständnis zu machen, und schon zieht er sich flugs wieder zurück, damit ich schön in meinem eigenen Saft schmoren und zum x-ten Male seinetwegen eine fast schlaflose Nacht verbringen kann.

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